Angesichts der dramatischen Entwicklungen in der Ukraine hat die Kirchenpflege am 15. März 2022 beschlossen, das derzeit leerstehende Pfarrhaus für aus ihrer Heimat geflüchtete Familien zu nutzen. Zuerst wurde eine «Pfarrhauskommission» gebildet, die zur Aufgabe hatte, die Planung und Koordination zu übernehmen, um das Pfarrhaus für den künftigen Zweck entsprechend vorzubereiten.
Ein Aufruf an Freiwillige fand ein überwältigendes Echo. Plötzlich waren da überall helfende Hände, die etwas bewegen wollten. Im Pfarrhaus herrschte ein reges Treiben: Handwerksbetriebe boten kurzfristig Mitarbeiter auf, um Mängel zu beheben, es wurden Möbel transportiert und aufgebaut, es wurde geputzt, die Küche wurde eingerichtet, Gardinen wurden genäht und jedes Zimmer äusserst liebevoll dekoriert.
Bis zu den Gesellschaftsspielen und einem Stofftier für die kleinen Gäste wurde nichts vergessen, um den Ankömmlingen ein Gefühl von Zuhause zu ermöglichen. Allen freiwilligen Helfenden an dieser Stelle ein grosses Lob für den unermüdlichen Einsatz und ein herzliches Dankeschön!
In einer immensen Flut an Sachspenden zeigten die Kirchgemeindeglieder ihr grosses Herz und praktizierten Nächstenliebe. Im Sekretariat stapelten sich Tüten mit Waschmitteln, Hygiene- und Haushaltsartikeln, Wäsche, süssen Überraschungen und allem, was Menschen sonst noch gebrauchen können, wenn sie über Nacht aus ihrer Heimat fliehen müssen.
Aber es wurden auch Geldbeträge in unglaublicher Höhe gespendet! Das Fritiigssuppenteam hatte bereits im März Sfr. 3’100 an die ungarisch-ukrainische Grenze senden können. Nun kamen im April noch einmal Sfr. 500 für das Pfarrhaus zusammen. Eine Einzelperson spendete spontan und sehr grosszügig Sfr. 2’000 und verschiedene Kollekten ergaben insgesamt Sfr. 3’221 (Abdankung Edith Metzger Sfr. 860, Taufgottesdienst Leni Metzger Sfr. 1’215, Abdankung Daisy Bumbacher Sfr. 1’146). Auch von unserer Nachbargemeinde im Wegenstettertal gingen Sfr. 400 ein. Das ist eine überwältigende Kollekte! Allen Spendern an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
Mit allen Sach- und Geldspenden konnte die gesamte Einrichtung des Pfarrhauses ermöglicht werden, sowie ein Grundstock an Lebensmitteln gekauft werden.
Am 5. April 2022 war es dann soweit: am Morgen um zehn Uhr standen zwei fünfköpfige Familien aus der Ukraine vor dem Pfarrhaus. Sie hatten direkt nach dem Einmarsch der russischen Armee ihre Häuser in Kiew verlassen und waren Richtung Westen geflohen. Die Kinder haben sich sofort auf die Spiele gestürzt, während die Eltern mit leuchtenden Augen die Zimmer inspizierten. Einer der beiden Väter sagte:
«Wir sagen DANKE, aber das eine Wort kann gar nicht ausdrücken, was wir empfinden. Uns fehlen einfach die Worte.»
zum Bild: Die beiden Familien Ovcharuk und Melnychuk mit 5 der 6 Kinder (auf dem Foto fehlt die 16jährige Tochter von Familie Ovcharuk)