Am 8. September fand im reformierten Kirchgemeindehaus in Zuzgen ein weiterer Anlass der Kulturreihe «FreiTagsZeit» der beiden reformierten Kirchgemeinden Möhlin und Wegenstettertal statt. Unter dem Titel» Hier spricht Musik» wurde ein Konzert von Musikerinnen und Musikern geboten, die als Schutzsuchenden bei uns sind.
Das Konzert startete mit dem afghanischen Gitarristen Saifullah Afzali und der japanischen Flötistin Ai Kitajima (Gesang, Blockflöte und Okarina). Sie ist keine geflüchtete Frau, ihre persönlichen familiären Erfahrungen mit den beiden Weltkriegen hat sie bewogen, beim Konzert mitzumachen. Ihre Lieder handelten von der Sehnsucht nach ihrem Vater, der im Krieg mit Amerika vor ihrer Geburt gestorben ist, und von der Geste eines Amerikaners, der «Braunäugige Puppen» als Friedenszeichen nach Japan geschickt hat. Das 3. Stück handelte von der Auswanderung aus finanzieller Not eines jungen Mädchens: «Rote Schuhe». Ihr mündlicher Friedenswunsch am Ende ihres Auftrittes an ihre ukrainischen Musikkolleginnen hat alle berührt.
Es folgten 2 Eigenkompositionen des Gitarristen Saifullah Afzali, dazu noch eine englische Melodie und ein rassiger Flamenco. Der studierte Musiker musste vor 4 Jahren aus Afghanistan flüchten, weil er in seiner Heimat an Mädchenschulen Musik unterrichtet hatte.
Das Streichquintett « Lviv Virtuosos» mit vier ukrainischen Musikerinnen und einem jungen Bassisten machte ihrem Namen alle Ehre: Sehr virtuos, und mit viel Freude spielten die musikalisch gut Ausgebildeten 4 Stücke von ukrainischen Komponisten aus der Klassik und der Frühromantik. Kompositionen, die sich mit bekannten westlichen Kompositionen absolut messen können. Das Streichquintett hat sich erst in der Schweiz zusammengefunden. Die Mitglieder äusserten sich sehr dankbar über die ihnen zugeteilte Gastfreundschaft und dass sie in Frieden und Selbstbestimmung bei uns leben und musizieren dürfen.
Die letzte Darbietung erbrachte der syrische Künstler Adel Alissa mit seiner Oud, der klassischen Laute aus Syrien. Die Stücke führten die Zuhörenden in die weiten Wüsten des Orients, in die Städte und Palmengärten, die der schreckliche Krieg alle verwüstet hat.
Die Musizierenden traten in Kleider aus ihrer Heimat auf und lasen zwischen den Musikstücken Texte in ihrer Muttersprache, die auf Deutsch übersetzt und vorgelesen wurden. Der Abend überraschte mit einer Vielfalt von Klängen, Instrumenten und Sprachen und wurde vom Publikum mit langem Applaus und einer Kollekte gebührend gewürdigt. Der anschliessende Apéro auf der Aussenterrasse bei mittlerweile angenehmen Temperaturen wurde gerne angenommen, bot er doch Gelegenheit, mit den Musizierenden in Kontakt zu kommen und mehr über deren Lebensumstände zu erfahren.
Die nächsten Anlässe: 1. Dezember Adventskonzert in der Kirche Möhlin, 26. Januar: Theater plus: Biblisches Theaterstück, ebenfalls in Möhlin.
Barbara Maass, 12.9.23